Nachhaltigkeit beginnt auf der Speisekarte: Wie Menu Engineering und Neuromarketing Gäste zu besseren Entscheidungen führen
24. September 2025

Nachhaltigkeit beginnt auf der Speisekarte: Wie Menu Engineering und Neuromarketing Gäste zu besseren Entscheidungen führen

Nachhaltiger Genuss ist keine Frage des Zufalls – sondern guter Gestaltung. Die Speisekarte ist ein zentrales Werkzeug, um Gäste subtil und wirkungsvoll zu nachhaltigeren Gerichten zu führen. Ganz ohne Zeigefinger, dafür mit psychologischem Feingefühl.

Der erste Eindruck zählt – auch beim Menü

Beim Menu Engineering geht es darum, Gerichte so zu präsentieren, dass sie gesehen und gewählt werden – insbesondere jene mit besserer Umweltbilanz. Eine clevere Platzierung, inspirierende Sprache („saisonal“, „vom Hof nebenan“) und klare Icons (z. B. ein Blatt oder CO₂-Label) schaffen Orientierung und Vertrauen. Doch das ist nur die halbe Miete: Entscheidend sind auch gezielte Impulse aus dem Neuromarketing.

7 psychologische Effekte, die nachhaltige Entscheidungen fördern


  1. Priming-Effekt
    Unbewusste Einstimmung durch Vorinformationen beeinflusst Entscheidungen.
    Beispiel: Wer beim Einstieg ins Menü liest: „Unsere Gerichte folgen dem Prinzip: regional – saisonal – verantwortungsvoll“, greift eher zu nachhaltigen Optionen.
  2. Anker-Effekt
    Der erste Preis auf der Karte beeinflusst die gesamte Preiswahrnehmung.
    Beispiel: Ein Filetsteak für 42 CHF macht das vegetarische Hauptgericht für 26 CHF plötzlich attraktiv statt teuer.
  3. Decoy-Effekt
    Eine bewusst „unattraktive“ Option lässt eine bestimmte Wahl attraktiver erscheinen.
    Beispiel: Drei Mittagsmenüs stehen zur Auswahl:
    Penne all’arrabbiata mit Chili-Tomatensauce (21 CHF)
    Hausgemachte Kürbisgnocchi mit Salbei-Butter und Blattsalat (24 CHF)
    Kalbsragout mit Polenta und Saisongemüse (40 CHF)

    Die Gnocchi bieten im Vergleich zur einfacheren Pasta mehr Genuss und Vielfalt, sind aber deutlich günstiger als das Fleischgericht. Sie wirken dadurch wie das beste Gesamtpaket – und werden häufiger gewählt. Wird dieses Gericht gezielt als nachhaltigste Option geplant, entsteht ein wirkungsvoller psychologischer Impuls ganz ohne Belehrung.

  4. Framing-Effekt
    Die Art der Darstellung beeinflusst unsere Entscheidung oft mehr als der Inhalt selbst.
    Beispiel: Wird ein Gericht als „vegetarisch“ gekennzeichnet oder separat gelistet, wirkt es auf manche Gäste wie eine Einschränkung – und wird seltener gewählt. Besser: Pflanzliche Gerichte gleichwertig unter allen Hauptspeisen aufführen und mit dezenten Icons kennzeichnen. Das schafft Orientierung – ohne abzuschrecken.
  5. IKEA-Effekt
    Selbst gestaltete Optionen wirken wertvoller.
    Beispiel: Bei einer nachhaltigen Bowl können Gäste die Zutaten individuell zusammenstellen – das erhöht die Identifikation und Wertschätzung.
  6. 3er-Regel
    Drei Optionen erleichtern Entscheidungen und erhöhen Zufriedenheit.
    Beispiel: Drei klimafreundliche Hauptgerichte mit unterschiedlichem Charakter (z. B. herzhaft, leicht, exotisch) schaffen klare Auswahl ohne Überforderung.
  7. Bandwagon-Effekt
    Was beliebt ist, wirkt überzeugend.
    Beispiel: Ein Label wie „Unsere Bestseller“ kann nachhaltige Gerichte sichtbar und sozial anschlussfähig machen.

Fazit: Gäste lenken, nicht belehren

Die gute Nachricht: Nachhaltiger Konsum muss nicht erzwungen werden – er kann gestaltet werden. Wer seine Speisekarte mit den richtigen Impulsen versieht, macht nachhaltige Entscheidungen nicht nur einfacher, sondern auch attraktiver. Damit wird Nachhaltigkeit nicht verordnet, sondern erlebt – auf die angenehmste Weise: mit gutem Geschmack.

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