Verstehen Sie Ihre Kunden? Nudging und das nachhaltige Food-Erlebnis
Von Markus Hurschler und Daniel Stöcklin
Kundinnen und Kunden verhalten sich häufig nicht nachhaltig, obwohl sie das eigentlich möchten. Grund dafür sind oft unbewusste kognitive Prozesse, die Entscheidungssituationen steuern. Diese Prozesse können gezielt mit so genannten «Nudges» (Schubser) beeinflusst werden – auch in der Gastronomie. Möchten Sie Ihren Gästen Ihre nachhaltigen Angebote schmackhaft machen oder sie als wichtige Partner im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung gewinnen? So könnte es klappen.
Lebensmittel aus regionalem, saisonalem und biologischem Anbau türmen sich in Regalen von Detailhändlern. Und auch Restaurants und Mensen werben mit Bio-Produkten, vegetarischen und veganen Gerichten. Oftmals gleich daneben – die nicht nachhaltige Alternative zum kleineren Preis. Wofür entscheiden sich jetzt die Kundinnen und Kunden? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn in Kaufsituationen bestimmen oft Preis und Gewohnheit über die Produktwahl (Siehe Studie), auch wenn Nachhaltigkeit für die Person eigentlich eine wichtige Werthaltung ist.
Dieses Phänomen ist bekannt als Einstellungs-Verhaltens-Lücke (Attitude-Behavior Gap) und stellt Praktiker vor schwierige Herausforderungen (siehe Studie). Eine Methode, diese Lücke zu schliessen und eine nachhaltige Einstellung mit nachhaltigem Verhalten zu verknüpfen, sind die so genannten Nudges. Diese erleichtern Kundinnen und Kunden den Kaufentscheid, indem z.B. wesentliche Informationen in der Kaufsituation hervorgehoben werden. So entscheiden sich Personen bewusst für eine Glühbirne, die mit der Energieeffizienzklasse A und einem grünen Label gekennzeichnet ist, anstatt für die rot markierte, kostengünstigere Alternative. Das Gehirn reagiert sofort auf grün=gut, rot=schlecht.
Kann dieser Ansatz auch für nachhaltige Menüs oder Food Waste Reduktionen in der Gastronomie funktionieren? Es gibt eine Reihe von Nudges, die in Forschung und Praxis getestet wurden. Reduzieren Sie die Tellergrösse, um die angerichtete Menge sowie den Konsum besser zu kontrollieren. Durch kleinere Tellergrössen kann effektiv Food Waste reduziert werden (siehe Studie). Kommunizieren Sie aktiv zu den Gästen – und zwar dann, wenn es zählt. Beschreiben Sie Ihr Engagement für ein nachhaltiges Angebot direkt in der Speisekarte, damit Ihre Gäste beim Bestellen darüber nachdenken. Oder heben Sie die nachhaltigen Optionen optisch attraktiv mit einer Ampel- oder Sternebewertung hervor (siehe Studie).
Damit rücken die richtigen Informationen zum richtigen Zeitpunkt in den Vordergrund. So können starre Verhaltensmuster, wie zum Beispiel der Kauf von Routineprodukten, aufgebrochen werden und Ihre nachhaltigen Angebote finden mehr Aufmerksamkeit.
Viele Fragen bleiben noch offen, wenn es um die Frage nach den effektivsten Nudges geht. Deshalb werden wir im Rahmen eines Forschungsprojekts tiefer in dieses Thema tauchen. Möchten Sie als Partnerbetrieb mitmachen?
Hinterlassen Sie einen Kommentar oder schreiben Sie uns eine E-Mail – wir freuen uns!
*Illustration-Quelle: People vector created by pch.vector – www.freepik.com
Foodways
Weitere Beiträge
Gemba Walk in der Lebensmittelbranche: Wie Unternehmen versteckte Potenziale in einem Tag aufdecken
Der Gemba Walk ist eine bewährte Methode aus dem Lean Management. Dabei besuchen Führungskräfte oder Berater*innen den „wahren Ort“ –…
Video: Wie Food Save richtig gut schmeckt
Ein cooles Video zeigt, wie Markus mit StreamUp den Basler Felix von PureUp unterstützt – und aus überschüssigen Kirschen ein…
StreamUp – das Förderprogramm von UAW
Entwicklung und Umsetzung eines Förderprogramms für Food Save Lösungen
Jetzt von der BEKB gefördert: Food Save Workshop für Gastronomiebetriebe
Food Waste reduzieren, Kosten senken. Die BEKB unterstützt Betriebe aus Bern und Solothurn mit einem kostenlosen Expertenworkshop.
Jetzt von der BEKB gefördert: Food Waste in profitable Produkte und Geschäftsmodelle verwandeln
Nebenströme in innovative Produkte umwandeln. Die BEKB unterstützt Betriebe aus Bern und Solothurn mit einem kostenlosen Expertenworkshop.
Nachhaltigkeit beginnt auf der Speisekarte: Wie Menu Engineering und Neuromarketing Gäste zu besseren Entscheidungen führen
Nachhaltiger Genuss ist keine Frage des Zufalls – sondern guter Gestaltung. Die Speisekarte ist ein zentrales Werkzeug, um Gäste subtil…
Mehr im Mehl – mit genussvollem Spitzbueben Rezept für mehr Food Save
Von Foodways Mehr Korn, mehr Inhaltsstoffe, weniger Lebensmittelverluste – Warum Mehl mit hohem Ausmahlgrad die bessere Wahl ist. Mehl ist…
Röntgen mit der Knospe
Entscheidungsfindung über den Einsatz der Röntgendetektion im Bio-Knospe Label.