Ressourceneffizienz in der Lebensmittelverarbeitung – Ende der Fahnenstange ?
14. Dezember 2020

Ressourceneffizienz in der Lebensmittelverarbeitung – Ende der Fahnenstange ?

Von Markus Hurschler

 

Wenn man sich Verarbeitungsbetriebe der Nahrungsmittelbranche anschaut, staunt man oft nicht schlecht. Automatisierung, Effizienz, Lean-Management – alles Standard. Nichtsdestotrotz gehen auf Verarbeitungsstufe organische Substanz und Endprodukte verloren, wie die wenigen verfügbaren Abfalldaten zeigen. Sind das Ausreisser, technische Fehler, defekte Kühlgeräte oder die ständig steigenden Marktanforderungen ? Die Liste an möglichen Verlustgründen erscheint endlos und verdient mehr Aufmerksamkeit.

 

Das Bundesamt für Umwelt schätzt die Verluste von Lebensmitteln in der Industrie auf 950’000 Tonnen jährlich. Darin erfasst sind auch Nebenströme und Koppelprodukte, die in normalen Verarbeitungsprozessen anfallen. So fällt bei der Käseproduktion immer Molke an und in der Getreidemühle wird die Weizenkleie für Weissmehl aussortiert. Zudem ist ein Fünftel der Industrieverluste mit den aktuellen Verarbeitungsmethoden unvermeidbar. Dies lässt aufhorchen, sind doch Lebensmittelverarbeiter heute technisch top gerüstet und bemüht jeden Prozessschritt zu optimieren. Ist das Ende der Fahnenstange also erreicht?

 

In einem Pilotprojekt in einer KMU Molkerei haben wir mit wenig Aufwand Sparmöglichkeiten von CHF 100’000 jährlich entdeckt – anhand der Analyse der Produktionsdaten wurden Stellschrauben zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten sichtbar. Auch konnten Inputs für die Produkteinnovation geschaffen werden. So simpel es klingt, das Projekt lässt vermuten, dass die mangelnde Datenlage in Unternehmen ein grosses Potential schlummert. Die oben genannte Zahl basiert auf wenigen Erhebungen und Hochrechnungen und hilft uns noch nicht weiter – Unternehmen können erst wirklich profitieren, wenn die Datenlage individuell im Detail betrachtet wird.

 

Noch spannender wird es, wenn man sich die Thematik systemisch anschaut: Verlässt man die Komfortzone des Einzelunternehmens und betrachtet die gesamte Lieferkette, können win-win Partnerschaften, interessante neue Produkte und auch Marketingpotentiale realisiert werden. Ende der Fahnenstange? Wir denken nicht.

 

Wir wollen es wissen! Als Experte von Reffnet – einem Förderprogramm des BAFU – bringen wir gemeinsam Potentiale ans Licht. Hier geht es zur Case Study.

 

Foodways

Weitere Beiträge

Projekt - 12.11.2025

StreamUp – das Mentoringprogramm von UAW

Entwicklung und Umsetzung eines Förderprogramms für Food Save Lösungen

Projekte
Food Save Konzeptionalisierung Mentoring Verarbeitung
Beitrag - 24.09.2025

Nachhaltigkeit beginnt auf der Speisekarte: Wie Menu Engineering und Neuromarketing Gäste zu besseren Entscheidungen führen

Nachhaltiger Genuss ist keine Frage des Zufalls – sondern guter Gestaltung. Die Speisekarte ist ein zentrales Werkzeug, um Gäste subtil…

Insights
Gastronomie Kommunikation
Beitrag - 20.03.2025

Mehr im Mehl – mit genussvollem Spitzbueben Rezept für mehr Food Save

Von Foodways Mehr Korn, mehr Inhaltsstoffe, weniger Lebensmittelverluste – Warum Mehl mit hohem Ausmahlgrad die bessere Wahl ist. Mehl ist…

Insights
Nachhaltige Lebensmittelindustrie
Projekt - 07.11.2024

Röntgen mit der Knospe

Entscheidungsfindung über den Einsatz der Röntgendetektion im Bio-Knospe Label.

Projekte
Nachhaltige Lebensmittelindustrie Stakeholder-Prozess Umfeldanalyse Verarbeitung
Projekt - 11.09.2024

Gastronomie Zukunft Basel

Das Pilotprojekt zielte darauf ab, Basler Gastronomiebetriebe fit für die Zukunft zu machen, indem es einen Transformationsprozess für die Gastronomie testete und gestaltete.

Projekte
Alters-und Pflegezentren Gemeinschaftsverpflegung Nachhaltige Lebensmittelindustrie Spitalküche
Projekt - 06.09.2024

Verpackungen für die Knospe

Welche Relevanz haben Verpackungen für Knospe-Produkte und wie sollen diese bewertet werden?

Projekte
Konsumenten Leitlinien Nachhaltige Lebensmittelindustrie Verarbeitung
Beitrag - 14.05.2024

Wissensdifferenz zwischen Generationen: Wie wirken sich verschiedene Wissensstände auf die Nachhaltigkeit der schweizer Foodbranche aus?

Von Foodways Dass wir mehr für den Klimawandel und die Nachhaltigkeit in der Foodbranche tun müssen, darüber ist man sich…

Insights
Projekt - 28.04.2024

Richtlinie für kantonale Verpflegungsbetriebe

Richtlinie zur Reduktion von Klimabelastung und Lebensmittelabfällen kantonaler Verpflegungsbetriebe bis 2030

Projekte
Behörden Beratung Gastronomie Institutionen Leitlinien